Stadtwerke Aachen AG erkunden Wärme aus der Tiefe
Ministerin Neubaur betonte die Bedeutung der Geothermie für Nordrhein-Westfalen und kündigte an, dass die Wärmewende im Land vorangetrieben werde. Viele Regionen in Nordrhein-Westfalen seien gut geeignet, um klimafreundliche Wärme aus der Tiefe zu gewinnen. Um diese Potenziale zu nutzen, hat das Land im April 2024 umfangreiche Förderprogramme im Rahmen des „Masterplan Geothermie NRW“ gestartet.
Jetzt beginnt die praktische Umsetzung. Die Stadtwerke Aachen AG (STAWAG) wird durch seismische Messungen die Möglichkeiten der mitteltiefen und tiefen Geothermie im Raum Aachen untersuchen, um diese in die kommunale Wärmeversorgung einzubinden. Die NRW.BANK hat hierfür 810.000 Euro Landesmittel bewilligt, um die seismische Erkundung des Untergrunds zu finanzieren.
Die Vorerkundungen sind entscheidend für die kommunale Wärmeplanung. Die Landesregierung hat kürzlich den Entwurf des Landeswärmeplanungsgesetzes vorgelegt, das den Gemeinden die Möglichkeit gibt, ihre Wärmepläne eigenständig zu erstellen.
Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur erklärte, dass die Stadtwerke Aachen den nächsten Schritt unternehmen und in die Wärmewende investieren möchten. Sie zeigte sich erfreut darüber, dass das Land dieses Vorhaben durch Fördermittel aus dem Masterplan Geothermie unterstützen kann. Neubaur betonte, dass Nordrhein-Westfalen durch diese Maßnahmen die Wärmewende vorantreiben und eine nachhaltige, erneuerbare Wärmeversorgung aufbauen werde. Mit dem Masterplan Geothermie NRW habe man als erstes Bundesland eine umfassende Strategie entwickelt, um das große Potenzial der Erdwärme effizient und sicher zu erschließen und bis 2045 bis zu 20 Prozent des Wärmebedarfs klimaneutral durch Geothermie zu decken.
Dr. Christian Becker, Vorstand der STAWAG, hob hervor, dass seit Jahren ambitionierte Ziele und konkrete Maßnahmen verfolgt werden, um die Energie- und Wärmewende voranzutreiben. Er kündigte an, dass die Fernwärme bis spätestens 2030 kohlefrei und möglichst klimafreundlich produziert werden soll. Der geplante Mix umfasst Wärmeauskopplungen, Groß-Wärmepumpen, effiziente Blockheizkraftwerke und Tiefengeothermie. Becker wies darauf hin, dass bereits jetzt die Thermalquellen in Aachen für Raumwärme genutzt werden und dass die Fördermittel des Landes einen bedeutenden Fortschritt bei der Untersuchung der Potenziale der Tiefengeothermie ermöglichen.
Gabriela Pantring, stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der NRW.BANK, betonte die zentrale Rolle der kommunalen Stadtwerke für den Erfolg der Klimawende. Sie erklärte, dass das Projekt der STAWAG in Aachen, das von Land und Bank unterstützt werde, eine klimaneutrale Energiequelle erschließe und zugleich sichere Arbeitsplätze schaffe. Dies sei ein Schritt zur Gestaltung der Zukunft Nordrhein-Westfalens.
Die STAWAG hat bereits Vorarbeiten abgeschlossen und plant nun, den Untergrund nordöstlich von Aachen bis Richtung Stolberg zu erkunden. Das Projektvolumen beträgt etwa 1,6 Millionen Euro, und die Erkundung soll voraussichtlich im Herbst 2025 beginnen, wobei eine Strecke von insgesamt 18 Kilometern untersucht werden soll.
Die seismischen Messungen, die wie eine Ultraschalluntersuchung funktionieren, werden mittels Vibro-Trucks durchgeführt. Diese Fahrzeuge senden Schallwellen in den Untergrund, die von Gesteinsformationen reflektiert werden. Die Reflexionen werden erfasst und in ein Modell des Untergrunds überführt, das für die weitere Planung verwendet wird. Dies erhöht die Sicherheit für erfolgreiche Bohrungen und ermöglicht kalkulierbare Investitions- und Zeitpläne für die Geothermieerschließung.
Geothermie bietet je nach Tiefe verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Die oberflächennahe Geothermie, bis zu 400 Meter tief, kann zur Versorgung von Einfamilienhäusern oder Quartieren dienen. Die mitteltiefe Geothermie (400 bis 1.500 Meter) sowie die tiefe Geothermie (ab 1.500 Meter) nutzen das hydrothermale Verfahren, bei dem natürliches Tiefenwasser zur Energiegewinnung an die Oberfläche gepumpt wird. Das heiße Wasser gibt seine Energie an Wärmetauscher ab und wird anschließend wieder in die Tiefe zurückgeführt.
Der Flächenverbrauch und der Eingriff ins Erdreich sind minimal, sodass Schäden am Grundwasser oder unerwünschte Erdbewegungen unwahrscheinlich sind. Nordrhein-Westfalen bietet ausgezeichnete Voraussetzungen für eine umfassende Nutzung der Geothermie, die einen bedeutenden Beitrag zur Wärmewende leisten kann.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Land NRW/ Veröffentlicht am 11.09.2024